Mit dem Selbstverständnis in der Gestaltung ist das so eine Sache. Da hast du irgendwas mit Medien studiert und jetzt bist du offenbar freischaffende Illustratorin. Aber wie ist das, bist du nun Dienstleisterin? Bist du Künstlerin? Was ist Beruf, was ist Privatvergnügen und was ist wieviel wert? Eine schlaue Kollegin hat mal gesagt „Ich hab beschlossen, dass meine eigenen Projekte genauso Arbeit sind wie die Dienstleistung für Kund*innen und dass ich mir dafür dann auch genauso Zeit einräumen will.“ Klug.
Die Sache ist nämlich auch, dass man den Speicher wieder auffüllen muss. Um durchdachte, innovative Konzepte und Gestaltungsideen aus den Hirnzellen zu zapfen, muss ich ab und zu den Reset-Knopf drücken und loslassen. Ohne Ziel, einfach um des Machens willen Dinge produzieren, Zeichnen was der Kopf grade hergibt. Arbeiten in der echten Welt, mit Papier, das Fehler zulässt und Ungenauigkeiten will. Das Unerwartetes passieren lässt, das sich nicht mit STRG+Z fix rückgängig machen lässt. Unverkopft und ziellos muss es sein, dann tankt es den kreativen Speicher wieder auf.
Naja, und manchmal treten die ziellosen Dinge dann die wildesten Sachen los. Schnipselabende zum Beispiel. Gefundene Bücher und Zeitschriften zerschnipseln und zu spontanen Collagen wieder zusammen kleben, das ist seit mehreren Jahren allein oder in wechselnden Konstellationen fester Lebensbestandteil. Und eines Tages hat eine weitere liebe Kollegin meine Collagen-Leidenschaft für die Bebilderung einer regelmäßigen Kolumne bei Spiegel Online eingekauft. Editorial Illustration plus Schnipseln gegen Honorar! Glücksgriff.
Titelfoto: Annekatrin Weiße
Collagen im Auftrag der Redaktion von SPIEGEL und spiegel.de